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Olga Fröbe-Kapteyn – Tiefes Wissen

20. August 2023

Olga Fröbe-Kapteyn – Tiefes Wissen

30/06 – 01/10/23

Monia Ben Hamouda, Kerstin Brätsch, Olga Fröbe-Kapteyn, Hylozoic/Desires, Mountain River Jump!, Sriwhana Spong

Eröffnung: 29/06, 19 Uhr

Olga Fröbe-Kapteyn (1881-1962) – Künstlerin, Unternehmerin und Spiritualistin – hinterließ ein faszinierendes bildnerisches Schaffen, das die Kunsthalle Mainz einlädt wiederzuentdecken. Den rund 70 Werken von Fröbe-Kapteyn stehen die Arbeiten von fünf internationalen zeitgenössischen Positionen gegenüber. Sie alle haben gemein, dass sie ganzheitliche Weltanschauungen erkunden. Sie erarbeiten Gegenkonzepte zu rational, weiß, patriarchisch und kolonial geprägtem Wissen und stellen statt L’Art pour L’Art (Kunst um der Kunst Willen) das Wirken von Kunst in den Vordergrund.

Wir leben in einer Zeit, in der sich viele Weichen neu stellen: Denker*innen, Aktivist*innen, Kunstschaffende und Forscher*innen hinterfragen Dogmen und produzieren neues Wissen – Wissen, das die Grenzen akademischer Disziplinen und westlicher Erkenntnislehren anerkennt; Wissen, das sich an ganzheitlichen Weltanschauungen oder Wissenssystemen verschiedener Kulturen orientiert. Zentral ist dabei auch der Blick in die Geschichte, um darin freizulegen, was vergessen, übergangen oder ausgelöscht wurde.  der Kunst entdecken wir Positionen, die aufgrund ihres sozio-kulturellen Kontexts, ihres Geschlechts oder ihrer Ethnie lange ausgegrenzt wurden. Als Aussenseiter*innenkunst, Kunsthandwerk, rituelle Artefakte oder Forschungspraxis fanden sie keinen Platz im allgemeinen Kunstdiskurs.

Olga Fröbe-Kapteyn (geb. 1881, London, Großbritannien; gest. 1962, Ascona, Schweiz) ist eine solche Figur. Ihr Leben als Frau, Forscherin, Mystikerin und Künstlerin ist faszinierend. In den kulturell und politisch widrigen Jahren vor dem zweiten Weltkrieg setzte sie sich mit Theosophie und ostasiatischer Philosophie auseinander, legte ein riesiges Bildarchiv an und förderte den Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen, viele Jahrzehnte bevor überall von Transdisziplinarität die Rede ist. Ihr bildnerisches Werk, die geometrisch-kraftvollen Meditationstafeln und die später auf Papier entstandenen sogenannten Visionen, die auf ihrem Austausch mit dem Psychologen Carl Gustav Jung beruhen, sind Teil ihrer umfassenden Praxis. Anhand eines vielgestaltigen Bildsystems suchte Fröbe-Kapteyn nach Antworten zur Weltordnung und zielte, ausgehend von der Vorstellung, dass Formen psychoaffektive Bedeutungen besitzen, auf Wirkungen und Effekte ab. „Die tiefsten Dinge im menschlichen Leben,“ soll sie gesagt haben, „sind nur bildhaft (…) auszudrücken.“

Fünf zeitgenössische Positionen schlagen in der Ausstellung in der Kunsthalle Mainz die Brücke in die Gegenwart. Die Arbeiten von Monia Ben Hamouda, Kerstin Brätsch, Hylozoic/Desires (Himali Singh Soin & David Soin Tappeser), Mountain River Jump! und Sriwhana Spong beschäftigen sich mit Gegenkonzepten zu rational, weiß, patriarchisch und kolonial geprägtem Wissen. Sie schaffen in ihren Arbeiten Räume und Erzählungen, in denen sie zu Begegnungen mit solch alternativen Formen von Wissen einladen – Wissen, das unterbewusst, körperlich, natürlich, spirituell, etc. ist – Wissen, das meist nicht über Worte, Sprache und Konzepte produziert und weitergegeben wird. Rituelle Praktiken in Geschichte und Gegenwart sind dabei häufig Ausgangspunkt. Wie auch Fröbe-Kapteyn thematisieren sie Kunst als Werkzeug von Forschung, Heilung oder Kommunikation und nehmen dabei anti-koloniale, machtkritische Positionen ein. Deutlich wird dabei, wie statt dem Prinzip von L’Art pour L’Art (Kunst-um-der-Kunst-Willen) das Wirken von Kunst (und von Bildern ganz allgemein) in den Vordergrund rückt.


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